Ich bin gerade ein bisschen verstört, weil ich mich offensichtlich in Sachen "Soziale Netzwerke" doch nicht so gut auskenne, wie ich dachte. Ich hatte nämlich keine Ahnung, dass es im Internet einen Marktplatz gibt, auf dem man "Likes" kaufen kann.
Für alle Nicht-Nutzer sozialer Netzwerke: Wenn jemand in einem sozialen Netzwerk einen Beitrag in schriftlicher oder bildlicher Form eingestellt hat, gibt es für andere die Möglichkeit, diesen Beitrag ganz offiziell gut zu finden. Dazu klickt man mit dem Cursor auf ein Daumen-Hoch-Symbol oder auf ein Herzchen, das sich unter besagtem Beitrag befindet. Das entsprechende Symbol unter dem eigenen Beitrag zeigt dann an, wieviele "Likes" dieser bekommen hat. Like ist übrigens englisch und heißt "mögen".
Lasst euch sagen: Man kann sehr abhängig von solchen Likes werden! Das beste Beispiel ist ja besagter Internetmarktplatz, den ich gerade entdeckt habe. Darauf gestoßen bin ich übrigens aus purem Zufall.
Ich verwende gerade eine App, die mir jeden Tag eine Frage stellt, über die ich nachdenken und zu der ich natürlich auch eine Antwort verfassen kann (sie heißt me.time). Man kann das ganz privat und für sich machen oder seine Antworten für andere sichtbar geben. Und ja, ihr habt es vermutlich schon raus: Man kann die Antworten der anderen "liken". Oder auch nicht. Ich habe mich tatsächlich bei einem leichten Schmollbedürfnis ertappt, weil noch niemand meine Beiträge für gut befunden hatte. Und das brachte mich auf die Idee, einen Blogartikel darüber zu schreiben, wie sehr wir es doch offensichtlich brauchen, dass wir gemocht werden! Im Grunde war ich nur auf der Suche nach einem "Like" Symbol, das ich als Bild für den Blogartikel verwenden konnte. Ich habe also "like" in die Suchmaschine eingegeben und stieß auf den Marktplatz der Like-Möglichkeiten.
Was ja nur wieder ein Beweis dafür ist, dass wir menschlichen Wesen Aufmerksamkeit, Bestätigung und Anerkennung brauchen.
Bei mir ist so ein Ich-will-geliked-werden-Ausbruch zum Glück schnell wieder vorbei, weil ich an einen Gott glaube, der mich so annimt, wie ich bin und der mir ganz pauschal erstmal das hier verpasst:
Aber auch dafür hat es übrigens schonmal einen Marktplatz gegeben. Likes kaufen war nämlich zu Martin Luthers Zeiten voll im Trend. Da hießen die Likes nur anders: Ablassbriefe. Mit den Ablassbriefen ging es genau darum, die heißbegehrten Likes von Gott zu bekommen. Nach Ansicht damaliger Christen blieben die Likes aus, sobald man etwas gründlich vermurkste. Und damit Gott einen wieder liebhattte und man nicht Gefahr lief, in der Hölle zu landen, wurde Geld an die Kirche bezahlt und damit die schriftliche Bestätigung gekauft, dass man nicht in der Hölle landet. Nicht viel anders als das, was "likeskaufen.eu" da macht. Halt nur auf Christlich. Und glaubt bloß nicht, dass diese Zeiten lange vorbei sind. Es gibt immer noch christliche Strömungen, die uns weißmachen wollen, dass wir die Likes von Gott nur dann bekommen, wenn wir etwas dafür tun.
Stimmt aber nicht! Dieses dicke, fette Like haben wir längst!
Und ich würde mir wünschen, dass die Likes im Internet ein großes Stück ihrer Bedeutung verlieren, denn sie setzen viele junge Leute unter einen immensen Druck und stürzen diverse Menschen ins Elend, weil sie denken, niemand mag sie, oder was sie zu sagen hätten sei unwichtig.
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