Seit ein paar Tagen ziert eine weitere App mein Handy - in Form eines Gespenstes. Ich habe nämlich endlich meiner Neugier nachgegeben und mich auf "Snapchat" eingelassen.
Nun wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis ich heillos überfordert bin mit den ganzen sozialen Netzwerkhochzeiten, auf denen ich inzwischen tanze: Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp, Facebook Messenger, Telegram Messenger und Blogger. Ich weiß jetzt gar nicht: Zählt die gute alte SMS noch dazu, oder nicht?
Ich denke weder, dass Kirche das unbedingt unterlassen sollte, noch denke ich, dass Kirche das unbedingt mitmachen muss. Aber es sind schon schöne Hilfsmittel, wenn es um Verkündigung geht. Für mich auf meiner kleinen Insel mitten in der Nordsee sowieso! Jesus hat schließlich gesagt: "Geht nun hin zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen." (Matthäus 28, 19). Jesus hat NICHT gesagt: "Geht nur zu den Helgoländern", oder: "Geht aufs Unterland"
(Ich bin ja Oberländerin, will damit aber nicht sagen, dass die Unterländer missionierungsbedürftiger sind als die Oberländer. Also: kein Streit jetzt!)
In anderen Bibelübersetzungen steht sogar: "Geht hinaus in die ganze Welt." Und die Welt ist von Helgoland aus ganz prima über Facebook, Twitter, Instagram und WhatsApp zu erreichen. Naja, und mit Schiff und Flugzeug auch, aber um die geht es nunmal gerade nicht.
Und da ich, wie gesagt, neugierig war, dachte ich, ich probiere doch noch ein weiteres Verkündigungswerkzeug aus. Zu dumm, dass ich nichtmal behaupten kann, ich würde was ganz neues austesten, denn Snapchat ist ja schon seit 5 Jahren auf dem Markt bzw. auf den Handys. Trotzdem heißt es, es würde Facebook, Twitter und sogar Instagram den Rang ablaufen.
Ich bin mir allerdings nicht so sicher, wie ich damit umgehen soll, dass die meisten meiner Konfis Snapchat ausprobiert, aber nicht für gut befunden haben. Ist es etwa doch nicht so cool, wie manche behaupten? Oder bin ich ausnahmweise einmal cooler als meine Konfies?
Egal, es macht jedenfalls ziemlich viel Spaß, via Snapchat "Zeugnis abzulegen" über meinen Glauben. Auf Deutsch heißt das: Es macht ziemlich viel Spaß, die Snapchat-Welt wissen zu lassen, wie das Leben einer Frau aussieht, die beruflich an Gott glaubt. Okay, ich glaube auch privat an Gott, aber das dürfte ich der Welt dann ja nicht während meiner Arbeitszeit mitteilen. Allerdings habe ich ja gar keine geregelten Arbeitszeiten, sondern bin rund um die Uhr Profischaf.
Hab' ich euch jetzt verwirrt? Gut! Ich hab' mich nämlich selber gerade verwirrt!
Das liegt vermutlich daran, das mein Hirn zur Zeit ziemlich viel verarbeiten muss. Ich stecke nämlich gerade mitten in einem Testlauf, um herauszufinden, was mir besser gefällt: Snapchat oder Instagram. Was Snapchat tut, kann Instagram inzwischen auch. Ich musste mich allerdings erstmal intensivst mit Snapchat auseinandersetzen, um herauszufinden, wie das mit der "Story" auf Instagram funktioniert.
Fazit: Ich mag beides total gerne. Snapchat mag ich noch ein bisschen lieber, weil man da so lustige Comic-Avatare von sich selbst in die Bilder und Videos einfügen kann! Das Blöde bei Snapchat ist allerdings, dass mich da nur vier Leute "ge-addet" haben, zwei davon sind Konfis. Interessiert die das wirklich, was ihre Pastorin den ganzen Tag so treibt??? Ich bezweifle das! Auf Instagram bekommen immerhin 80 Leute mit, was sie schon immer mal über eine Pastorin / Feuerwehrfrau / menschliches Wesen auf Helgoland mit ihren Vorlieben und Leidenschaften wissen wollten. Oder auch nicht wissen wollten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Eltern, wenn sie den Artikel hier lesen, spätestens an dieser Stelle geneigt sind aufzugeben. Liebe Mama, lieber Papa: Ich kann euch total verstehen! Ich weiß ja selber nicht genau, was ich hier eigentlich schreibe. Hab' doch im Grunde von Tuten und Blasen genauso wenig Ahnung wie ihr, und tu' nur so als wäre ich total versiert in diesen Dingen.
Im Grunde will ich wohl nur etwas Applaus dafür, dass ich mich als 45jährige, die auch noch einem total weltfremden Beruf nachgeht, mit den neuesten Software-Spielereien auseinandersetze. Mein schlechtes Gewissen beruhigt es zusätzlich noch, denn wir haben schon länger keinen Gemeindebrief mehr. Aber dafür jetzt eine weitere App, um die ganze Welt wissen zu lassen, was in der Helgoländer Kirche, im Helgoländer Pastorat und auf der Helgoländer Insel so abgeht.
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P.S.: Ihr findet mich auf Snapchat unter dem Benutzernamen revphansen
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