Einmal im Jahr weiß ich wieder genau, warum wir ein sogenanntes Abkündigungsbuch führen. Dann nämlich, wenn die Kirche von ihren Gemeinden Zahlen für die Statistiken haben will.
Das Abkündigungsbuch ist ein kleines schwarzes Buch in A5-Größe, in das alle Gottesdienste eingetragen werden. Und noch so einiges mehr: Lieder, Lesungstexte, wer den Gottesdienst gemacht hat, wer die Predigt gehalten hat, wie der Sonntag heißt (haben ja manchmal so komische Namen wie "Quasimodogeniti", die sich keiner merken kann - außer uns Pastoren natürlich), ob es Abenmahl gegeben hat, ob jemand getauft, getraut oder bestattet wurde, wofür die Kollekte bestimmt ist (Kollekte kommt von dem lateinischen Wort colligere = sammeln; gesammelt wird aber nicht irgendwas sondern Geld; also: keine Hosenknöpfe in den Kollektenkasten schmeißen!), wieviel Kollekte eingesammelt wurde, wieviele Gottesdienstbesucher anwesend waren, wieviele davon am Abendmahl teilgenommen haben, und was sonst noch an Informationen an die Gemeinde weitergegeben wurde. Das ist immer viel Schreiberei. Aber es lohnt sich. Jedenfalls dann, wenn ich die Zahlen für die Statistik eintragen muss.
An dieser Stelle möchte ich, um Missverständnissen vorzubeugen, noch erwähnen, dass wir die Gottesdienstbesucher NICHT namentlich festhalten, um dann am Ende des Jahres diejenigen zusammenfalten zu können, die nicht oft genug in der Kirche waren. Sowas machen wir nur mit unseren Konfis ;-)
Die Kirche will jedenfalls einmal im Jahr wissen, wieviele Gottesdienste es gegeben hat, wieviele davon Kinder-, Jugend- oder Familiengottesdienste waren, wie oft Abendmahl gefeiert wurde, wieviele Leute am Abendmahl teilgenommen haben, wieviele Gottesdienstbesucher zum Beispiel an Heiligabend oder an Erntedank in der Kirche waren, wieviele Nichtsonntagsgottesdienste es gegeben hat, und, und, und.
Tja, und ich dachte: Ist ja alles kein Problem. Ich habe ja das Abkündigungsbuch. Das lässt sich ja schnell nachschlagen. In einer halben Stunde bin ich damit durch. Das denke ich übrigens jedes Jahr. Und jedes Jahr stelle ich fest, dass ich mir mal wieder die Finger wundblättern muss und dass das Ganze doch mit ziemlich viel Rechnerei verbunden ist. Und im Rechnen war ich noch nie gut. Alleine das Zusammenzählen der Sonntagsgottesdienste habe ich heute gründlich vermasselt. Viermal durchrechnen: drei verschiedene Ergebnisse. Trotz Taschenrechner. Ich hab' dann am Ende das Ergebnis genommmen, das ich zweimal raus hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl stimmt war schließlich am größten.
Weil ich nicht schnell genug blättern kann und weil ich nicht gut im Rechnen bin, hat das Auflisten der Zahlen dann auch länger als eine halbe Stunde gedauert.
Nach den Gottesdiensten ging es an alles andere, was hier in der Gemeinde so stattfindet. Wir machen ja nicht nur Gottesdienste. Über das restliche Gemeindeleben will die Kirche auch Bescheid wissen. Also noch mehr Zahlen und noch mehr Rechnerei. Und für ehrenamtliche Mitarbeiter, Krabbelgruppe, Seniorenkreis, Jugendgruppe, Konfirmandenarbeit, Gemeindefeste oder musikalische Angebote gibt es leider kein Abkündigungsbuch. Dafür muss ich schon mein Hirn durchblättern. Und lasst es euch gesagt sein: in meinem Hirn ist lange nicht alles so übersichtlich aufgelistet wie im Abkündigungsbuch! Da herrscht bisweilen ein heilloses Durcheinander.
Aber irgendwann hatte ich es doch geschafft und war fertig mit der Statistik. Zumindest hoffe ich das. Wie ich mich kenne, habe ich garantiert irgendwas Wichtiges vergessen, das dann in der Statistik nicht auftaucht. Aber ich kann mich ja nicht ewig an diesen Zahlen festbeißen und bin froh, dass ich das für dieses Jahr hinter mir habe. Allerdings: Auch wenn es immer ziemlich nervig ist, die Statistik zu erstellen, finde ich sie im Grunde ganz gut. So können wir wenigstens einmal im Jahr zeigen, dass auf Helgoland der Bär steppt!
Es ist nur schade, dass die Kirche nicht wissen will, wieviele Leute hier anfangen zu beten, wenn ich mit einem Feuerwehrauto auf der Insel unterwegs bin. Das wäre RICHTIG GUT für die Statistik!
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