Was ich jedes Jahr wieder gerne tue, ist, eine neue Osterkerze auszusuchen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich stundenlang zusammen mit meiner Küsterin über Kerzenkatalogen brüten, wozu natürlich keine von uns beiden Zeit hat, aber egal. Gelegenheit zum ausgiebigen Stöbern hatten wir heute leider nicht, denn wir waren uns viel zu schnell einig. Meine Küsterin hatte unfairerweise schon vorher die Kataloge zu Rate gezogen und ich hatte sofort im ersten Katalog meine Lieblingskerze gefunden, welches auch noch genau das Modell war, das meine Küsterin favorisierte. Das ging alles viel zu schnell. Kein Fachsimpeln. Kein Diskutieren. Keine Ortsbegehung, um zu sehen, ob die Farben auch passen. Schade! Nur das Ausmessen blieb uns erhalten, weil wir beide immer wieder vergessen, uns den Durchmesser des Kerzenhalters irgendwo zu notieren. Und ich glaube, wir haben es auch dieses Mal nicht aufgeschrieben. Jedenfalls weiß ich noch, dass unser Kerzenhalter einen Durchmesser von 70 mm hat. Die Osterkerzen gibt es aber nur mit einem Durchmesser von 60 mm oder 80 mm. Die 60 mm Kerze würde rausfallen. Also wird eine 80 mm Kerze bestellt und dann zurecht geschnitzt, damit sie in den Halter passt. Geht doch!
(Osterkerze aus dem vorletzten Jahr, die ich netterweise als Dauerleihgabe für meine Dienstwohnung erhalten habe)
Jedenfalls konnte ich die aufgrund schneller Einigung gewonnene Zeit damit verbringen, den Kalender für die Raumbelegung des Gemeindehauses auf Vordermann zu bringen. Mir war nämlich aufgefallen, dass ich fröhlich alle bisher eingegangenen Reservierungen für 2015 in den 2014er Kalender eingetragen hatte. Ganz toll! Wenigstens habe ich es jetzt schon bemerkt und nicht erst, wenn die ersten Gruppen hier auf der Matte stehen und nicht ins Gemeindehaus können, weil keiner sie auf dem Schirm hat. Und ja: ich habe den 2014er Kalender endlich entsorgt, damit mir das nicht wieder passiert.
Und wo wir gerade beim Thema sind: Ich finde ja, die Welt hat zu viele Kalender! Jedenfalls hat MEINE Welt zu viele Kalender! Da hängt besagter Raumbelegungskalender für Kirche und Gemeindehaus im Kirchenbüro. Außerdem hängen da auch noch Kalender für die Belegung unserer Appartements und für Urlaubszeiten von MitarbeiterInnen sowie KirchengemeinderätInnen. In meinem Büro neben dem Laptop liegt der Kalender für Orgelvertretungen und andere Kirchenmusik. Ein ungenutzter Kalender hängt am Schrank - ein Werbegeschenk von vielen, für das ich keine Verwendung habe. Dann flattert in der Wohnung noch ein Kalender rum, der eine Zugabe zu einer Zeitschrift war. Da sollen Geburtstage rein. Ich bin aber noch nicht dazu gekommen, sie einzutragen. Irgendwie ist es einfacher, mich damit herauszureden, dass ich sowieso immer alle Geburtstage vergesse.
Mit den geschenkten Kalendern ist das ohnehin so eine Sache: erstens sind es so viele, dass ich nicht weiß, wohin damit und zweitens finde ich sie meistens hässlich. Da suche ich mir doch lieber einen Kalender mit Motiven aus, die mir auch gefallen. (Ja Mama, den Sparkassenkalender habe ich aufgehängt, auch wenn nur noch auf dem Gästeklo Platz dafür war. Der Kalender der Militärseelsorge musste seinen Platz an der Küchenwand allerdings an einen Engelkalender abtreten, den ich hübscher fand. Tut mir leid.)
Und dann ist da noch mein kleiner Taschenkalender. Der ist der Wichtigste, denn da stehen alle seeeeeehr wichtigen Termine drin - dienstliche und private. Im Gegensatz zu meinen meisten Amtsbrüdern und - schwestern habe ich allerdings keinen Pfarrerkalender sondern einen kleineren Frauenkirchenkalender. Ich wurde deswegen auch schon schief angeguckt, aber damit kann ich leben. Der Nachteil an diesem Kalender: es passen weniger Termine rein. Der Vorteil an diesem Kalender: es passen weniger Termine rein!
Ja: ich weiß schon, dass ich mit entsprechenden Organizer-Apps auf dem Handy oder Tablet meine ganzen Kalender schön übersichtlich zusammenfügen könnte. Klappt aber nicht, denn was das betrifft, bin ich ein Dinosaurier, der lieber alles per Hand irgendwo aufschreibt - in alle möglichen vorhanden Kalender aus Papier. Das hat zur Folge, dass ich schnell mal den Überblick verliere. Das würde ich natürlich nie zugeben. Nach außen hin bin ich die unangefochtene Herrin der Kalender, die alles im Griff hat.
Was ich dabei besonders gut kann, ist andere Leute anpflaumen, die einen Termin vergessen haben, mit dem Spruch: "Steht doch alles im Kalender!" Und bisher hat sich auch noch niemand getraut zurückzufragen: "In welchem denn?"
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